Hyposensibilisierung gegen Bienengift -Allergie, ein Tagebuch
…natürlich gibt es hierzu, wie fast immer, auch ein Video auf meinem YouTube Kanal. Den ersten Teil findest Du hier!
Drei, vier Bienenstiche und dann ab ins Krankenhaus. Kribbeln in den Armen und Beinen, auf der Zunge, Ohrensausen und Kreislaufbeschwerden – das waren die Symptome bei meiner ersten allergischen Reaktion auf einen Bienenstich. Bis dahin hat jeder Stich nur ein wenig gebrannt und die Stichstelle ist 1 oder zwei Tage darauf etwas angeschwollen. Nicht so dieses Mal…
Wochen später steht fest: Ich bin hochgradig allergisch gegen Bienengift. Dies zeigt nicht nur ein erster “Pricktest”, sondern dann auch der Bluttest in der Hautklinik. Da hilft nur eins – eine Hyposensibilisierung. Dieser Versuch, den Körper an das Gift zu gewöhnen, ist nicht ganz ungefährlich und wird deshalb im Krankenhaus eingeleitet. Dazu erfolgt eine stationäre Behandlung über mehrere Tage, bei der über täglich mehrere Spritzen die Giftdosis nach und nach gesteigert werden soll. Genau diese Therapie habe ich nun soeben angetreten. Ich werde hier nun versuchen, für alle ebenfalls Betroffenen, oder Interessierten, ein Tagebuch darüber zu führen.
Tag 1, Montag
9:32Uhr, Ankunft in der Hautklinik
Puh, was ein Stress. Die Bahn streikt und die Autobahn war brechend voll. Auf den letzten Drücker komme ich in der Klinik an.
Zuvor habe ich nochmal die eMail gecheckt, die mir die Klinik vor Wochen zur Bestätigung geschickt hatte. Ich soll spätestens 9:30Uhr mit einer Einweisung vom Dermatologen dort “einchecken”. Leider hat mir mein Arzt nur eine “Überweisung” mitgegeben – das merke ich natürlich erst JETZT! Super… also schnell beim Arzt anrufen – der hat heute zu, praktisch. Also ab zum Hausarzt. Der stellt mir nach etwas Wartezeit den benötigten Wisch aus.
Nun in der Klinik. Schnell zur Patientenaufnahme geeilt, vier Unterschriften und ab auf die Station. Dort ist es grade sehr voll und ich warte ca. 30 Minuten im Wartezimmer, bis mein Zimmer bereit steht.
Gehofft hatte ich auf ein 2 -Bett Zimmer (mit Meerblick), befürchtet hatte ich ein 4 -Bett Zimmer, geworden ist es dann ein 5 -Bett Zimmer, bislang mit 4 Personen belegt… Oh je! Also jetzt erstmal “häuslich” einrichten für die kommenden 5 Nächte. Es gibt Kliniken, die machen das Programm in 3 Tagen, diese allerdings nicht. Das ist vielleicht auch gar nicht so schlimm, unter Umständen sogar besser so.
Grade eben kam eine Dame und hat meine Menüwünsche für die nächsten Tage aufgenommen. Klingt ja sehr vielversprechend, ich bleibe mal zuversichtlich! Morgen gibt es Schweinerückensteak, übermorgen Penne Carbonara und Donnerstag Käsespätzle. Die Frage, oben ich heute auch etwas zu Essen bekomme, konnte sie mir nicht beantworten. Ich hoffe doch mal, denn wegen des Stresses heute Morgen habe ich noch nichtmal gefrühstückt!!! Nun harre ich der Dinge, die da kommen werden.
11:22Uhr – mein Magen knurrt. Ich hätte doch frühstücken sollen. Eine Krankenschwester (sagt man das heute noch?) versichert mir, man würde mich nicht verhungern lassen. Da bin ich ja beruhigt. Da ich nicht weiß, wie es hier weitergeht, arbeite ich an meinem Buch weiter. So viel Zeit wie in dieser Woche werde ich vermutlich nie wieder dafür übrig haben. Ich bin sehr froh, dass ich an meine Ohropax gedacht habe – zumindest ein Schnarcher liegt hier schonmal. Der übt bereits fleißig!
12:36Uhr – zurück im Zimmer
Soeben wurde ich zur Ärztin gerufen. Sie hat das Aufnahmegespräch mit mir geführt und mir alles sehr gut erklärt. Jeden Tag Spritzen, aber bislang hat das noch jeder gut vertragen. Nach den Spritzen, die über den Tag verteilt in die Oberarme gegeben werden, gibt es einen kühlenden Salbenverband und man bekommt allergiehemmende Tabletten.
Sobald ich die erste Spritze bekommen habe, darf ich die Station nicht mehr verlassen. Sie empfiehlt mir also, gleich nochmal runter zum Kiosk zu gehen, um mir dort etwas zu holen.
Juhu, es gab sogar Mittagessen. Jetzt bin ich eigentlich ganz zufrieden. Schön wäre es natürlich, wenn ich auch noch irgendwo ein wenig filmen könnte, sonst wird das hier nix mit einem Krankenhaus Video!
Jetzt warte ich auf die erste Spritze. Wenn es stimmt, was die Ärztin sagt, sollte heute noch keine richtige Reaktion zu erwarten sein. Warten wir es ab…
14:37Uhr – Kaffee ans Bett, Kuchen habe ich hier auch schon stehen. Läuft. Bislang noch keine Spritze…
15:05Uhr – die erste Injektion. Soeben kam der Pfleger und brachte mich zur Ärztin. Da bekam ich meine erste kleine Spritze in den Oberarm. Dann bekam ich einen Salbenverband und einen kühlenden Umschlag, wobei das bei dieser ersten Spritze wohl noch nicht nötig gewesen wäre, denn ich merke rein gar nichts! Ab jetzt gibt es stündlich wieder eine Spritze, abwechselnd mal links, mal rechts, heute insgesamt vier. Ich habe sogar ein Plätzchen gefunden, wo ich zwischendurch immer mal wieder ein kurzes Update auf Video festhalten kann. Mal sehen, ob ich auch nochmal woanders filmen darf. Ich werde das bei Gelegenheit nachfragen.
16:00Uhr – Nummer 2, dieses Mal der andere Arm. Kleiner Pieks, nichts Wildes. Keine Reaktion.
17:05Uhr – wir haben uns darauf geeinigt, dass ich selbstständig jede Stunde zur Ärztin gehe, um mir meine “Dröhnung” abzuholen. Diesmal hat Sie mir mal den genauen Behandlungsplan gezeigt. Es gibt 4 unterschiedlich stark dosierte Fläschchen mit Bienengift. Aufgrund meiner Blutergebnisse wird daraufhin ein auf mich zugeschnittener Plan erstellt, wieviel und welche Spritzen man mir gibt.
18:55Uhr – mit etwas Verspätung (Abendessen usw…) gabs grade Spritze Nr. 4. Wie gehabt, keine Reaktion bislang. Es macht sich bezahlt, dass ich mir im Vorfeld überlegt habe, was man hier alles machen könnte und für genug Aufgaben / Beschäftigung gesorgt habe. Der Tag ist daher relativ schnell umgegangen. Kann ich euch nur empfehlen.
Tag 2, Dienstag
7:20Uhr, Wecken
Guten Morgen… Mal abgesehen davon, dass das Krankenhausbett fürchterlich unbequem ist, habe ich doch relativ gut geschlafen – DANKE Ohrenstöpsel! Beschwerden an den Armen gibt es bislang noch keine.
7:40Uhr – Frühstück ans Bett, jippie! Wie bestellt gab es Brötchen, Kaffee, Wurst und Käse. Was ein Service. Theoretisch könnte ich mich jetzt bis zur Visite nochmal hinlegen 😉
Nach der Visite und vor meiner ersten Spritze darf ich evtl. doch nochmal runter zum Krankenhauskiosk – ein bisschen Zeug für Abends kaufen wäre bestimmt nicht schlecht, denn die Mahlzeiten kommen hier alle sehr früh.
9:30Uhr – Kioskeinkauf: Check!
10:00Uhr – die erste Spritze heute, wieder alles super.
11:00Uhr – oh, ich war zu langsam, die Ärztin kommt zu mir und ich bekomme die Spritze am Bett.
11:33Uhr – langsam geht es los… wäre ja auch zu schön gewesen. Die zweite Spritze macht sich ganz leicht am Oberarm bemerkbar. Nicht schlimm, aber dennoch spürbar. Bienenstich light sozusagen.
14:45Uhr – Ups, da sind mir wohl die Augen zu gefallen… Spritze drei und vier habe ich auch schon bekommen. Durch die Cetirizin Tabletten bin ich anscheinend etwas müde geworden, aber wie das hier im Krankenhaus so ist: Kaum hat man die Augen zu, kommt entweder jemand zu Besuch, zum Blutdruck messen, oder wie grade eben – einen Kaffee bringen. Ist halt kein Luxus Hotel hier, aber vielleicht kann man ja mal ein “bitte nicht stören” Schild an die Tür hängen 😉 Bei den Bettnachbarn ein ähnliches Bild. Kaum sind die Augen zu, klingelt das Telefon, oder Ähnliches…
Tag 3, Mittwoch
9:56Uhr – Arm juckt…
Sieben Uhr war heute wecken. Gestern war nichts Besonderes mehr. Die dritte Injektion von gestern merke ich heute etwas. Die Vierte komischerweise nicht, obwohl die viel stärker war. Ich bin gespannt, wie es morgen früh aussieht. Es gibt heute – wenn ich mich recht erinnere – “nur” drei Spritzen. Die Ärztin ist grade noch beschäftigt und kommt nachher zu mir. Ich laufe ja nicht weg 😉 Den obligatorischen Gang zum Kiosk habe ich schon erledigt.
14:00Uhr – die zweite Spritze heute: AUA! Man ey, voll in den Muskel… Naja, dabei war es nur gut gemeint, weil etwas weiter hinten am Arm noch die leichte Schwellung von gestern ist. Dafür hat diese Spritze richtig schön gebrannt im Anschluss.
Kleine Abhandlung zu meinen “Mitbewohnern” in dieser 5er WG…
Zunächst sind da die beiden – nennen wir sie mal “Statler & Waldorf” (siehe Muppet Show) – die beiden 80 und 88 jährigen mit überstandener Hautkrebs OP. Sehr angenehme und eher ruhige Mitbewohner, aber einer der beiden hat eine sehr “kümmernde” Familie. Also ist entweder ständig jemand zu Besuch, oder ruft genau dann an, wenn man grade am wegdösen ist. Der Andere ist schwerhörig und wird ständig beim Essen vergessen.
Gegenüber liegt noch jemand, der anscheinend auch nicht weiß, dass man bei Smartphones auch den Ton ausschalten kann. Als Viertes noch der “Unangenehme”. Ja, der Mann hat anscheinend Schmerzen, aber sein gesamtes Verhalten deutet darauf hin, dass er sich in der Rolle des unzufriedenen Leidenden sehr gut gefällt. Man könnte Bücher schreiben, über das, was auf Krankenhauszimmern so abgeht, aber da ich eh grade an zwei anderen Büchern schreibe, beende ich dieses Kapitel hier.
Tag 4, Donnerstag
9:07Uhr – gähn…
Das Wichtigste zuerst: Mit den Armen ist alles im Lot, lediglich ein wenig angeschwollen, wie nach einem Bremsenstich. Heute gibts da natürlich nochmal ein paar Ladungen drüber. Die Behandlung an sich ist echt nicht das Thema. Schlimmer empfinde ich jedoch das Krankenhaus an sich. Es sind manchmal nur die Kleinigkeiten, die logistisch nicht funktionieren. z.B. bekommt man anstatt 2 Frühstücksbrötchen nur eines. Das klingt wie eine Bagatelle, aber die 3 Mahlzeiten sind hier ja schon die Hauptattraktion und wenn da etwas nicht passt, schlägt das aufs Gemüt. Schlimmer sind aber Dinge wie ein sehr ungemütliches Krankenhausbett, was einen nachts nicht schlafen lässt, oder ein Zimmergenosse, dem man starke Abführmittel gibt, obwohl er nicht alleine aus dem Bett kommt. Mehr Details möchte ich hier jetzt nicht ausbreiten.
Gleich kommt vermutlich die Visite und dann folgt der tägliche Gang zum Kiosk, wobei ich die Einkäufe von gestern noch hier liegen habe. Ich möchte ja schließlich am Samstag nicht hier raus rollen 😉
10:00Uhr – erste Spritze heute, die Menge wird größer! Heute bekomme ich insgesamt 3 Spritzen mit hohen Dosen Gift, bevor es dann morgen zum Abschluss noch die “Depot -Injektion” gibt. Wenn ich alles wie geplant gut vertrage, darf ich am Samstag Morgen nach Hause.
14Uhr – müde, sooo müde. Die Nächte mit unruhigem Schlaf machen sich bemerkbar, dazu die Allergietabletten. Ich warte eigentlich die ganze Zeit darauf, dass die Ärztin Zeit für meine zweite Spritze hat…
14:20Uhr – war klar. Da leg ich mich grade senkrecht, da kommt die Ärztin rein mit der Spritze!
15:30Uhr – wow. Da habe ich schön eine Stunde geschlafen. Ich hatte mir Entspannungsmusik auf meine Airpods gelegt – besser gesagt 432Hz Musik, das hat Wunder bewirkt. Dann bin ich aufgestanden, um mir meine 3 Spritze zu holen, da sagt mir die Ärztin “nee, heute gibt es nur zwei!” – welch Freude.
Heute Morgen ist übrigens “Statler” ausgezogen. Aktuell sind wir also “nur noch” vier auf dem Zimmer.
Tag 5, Freitag
9:43Uhr – gut geschlafen, Endspurt!
Ja, nachdem ich heute Nacht mal wirklich gut geschlafen habe, sehe ich dem letzten ganzen Tag sehr positiv entgegen. Gleich gibt es noch eine letzte Spritze mit der “Depot -Dosis” – was auch immer das bedeutet. Auf jeden Fall wird das die stärkste Dosis sein, die ich hier bekomme.
10:40Uhr – die letzte Spritze! Ich lebe noch. Ab jetzt sitze ich die Zeit bis morgen früh nur noch ab. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jetzt noch irgendeine stärkere Reaktion auftritt.
Grade eben kam noch die Dame, die das Essen für die kommenden Tage aufnimmt. Ich stand schon nicht mehr auf der Liste. Sehr gut!
Tag 6, Samstag
6:04Uhr – ich kann nicht mehr liegen!
Ich werde wach, mein Rücken tut weh – blödes Krankenhausbett! Anscheinend wird auf dem Flur grade jemand eingeliefert, der Schmerzen hat. Bis der ruhig gestellt ist, kann ich nicht mehr schlafen.
Kurz nach sieben kommt die Krankenschwester, um nochmal den Blutdruck, Puls und die Temperatur zu messen. Same procedure as every day… Ich frage nach, ob sie mir schonmal diesen “Zugang” entfernen könne – nein das ginge nicht, denn fall mir jetzt noch was passiert, wäre das ja nicht gut. Meine Arme sind ja nichtmal mehr geschwollen, was soll da schon noch passieren? Egal, auf die zwei Stunden kommt es jetzt auch nicht mehr an.
7:35Uhr – Taschen sind gepackt. Ich sitze jetzt hier auf den gepackten Taschen und tippe die letzten paar Zeilen hier. Gleich geht es hoffentlich schnell nach Hause. Da wartet meine Familie mit einem Brunch auf mich.
Zusammengefasst:
Die Behandlung an sich war nicht schlimm. Die Spritzen sind sehr gut auszuhalten, teilweise hab ich sie garnicht bemerkt.
Die Situation im Krankenhaus ist schon etwas speziell… Das muss ich nicht öfters haben. Da sollte ich beim nächsten Mal vielleicht vorsorgen!
Ich hoffe, dieses Tagebuch hat dem Einen oder Anderen geholfen. Falls Du gern meine Projekte unterstützen möchtest, so darfst Du gerne etwas spenden:
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