Vorratshaltung
Was wäre, wenn…?
Ja was wäre, wenn wir von jetzt auf gleich von all unserer gewohnten Infrastruktur abgeschnitten wären? Der Supermarkt um die Ecke bleibt geschlossen, abgebrannt, leer, ausgeplündert. Das Auto fährt nicht mehr, weil es keinen Kraftstoff mehr gibt, oder weil es einfach zu gefährlich wäre, sich auf der Straße zu bewegen? Elektrizität gibt es nur wenn nur sporadisch, oder überhaupt nicht mehr. Damit sind auch das Internet, Fernseher, Kühlschränke und Gefriertruhen unbrauchbar.
Schaut man sich die üblichen Vorräte in einem Haushalt an, so wird schnell klar: Lange hält man das so – im Krisenfall – ohne fremde Hilfe nicht aus. Früher war Bevorratung Gang und Gäbe. Heute lebt man eher nach der “just in time” Mentalität. Schließlich bekommt man kurzfristig alles, was man braucht im Supermarkt. Muss man nun ausschließlich von den Vorräten leben, die man jetzt gerade zuhause hat, würde der Magen ganz schnell anfangen zu knurren. Unsere Regierung empfiehlt deshalb jedem, einen Vorrat für 14 Tage anzulegen, um eine wie auch immer ausgeprägte Notlage ohne Hilfe von außen überstehen zu können. Die Hilfsorganisationen sind zwar gut ausgestattet und es gibt Notvorräte für ca. 3 Monate vom Staat (z.B. geheime Getreidelager), aber sobald eine Krise nicht nur lokal begrenzt auftritt, wie z.B. die Hochwasserlagen der letzten Jahre, sondern großflächig, länderübergreifend und lang andauernd, werden auch die Angehörigen der Hilfsorganisationen zunächst zuhause nach dem Rechten sehen, bevor sie “zum Dienst” gehen. Eine gewisse Grundversorgung sollte also jeder Haushalt bereithalten.
Es gibt Menschen, die beschäftigen sich sehr intensiv mit diesem Thema, die sogenannten „Prepper“ (von dem englischen Verb „to prepare“, vorbereiten). Die Bewegung des „Preppens“ schwappt seit einiger Zeit aus den USA auch in unsere Gefilde herüber. Spätestens jedoch, seit die deutsche Bundesregierung die Hinweise für die Bevorratung für den Katastrophenfall medienwirksam aktualisiert hat, wächst die Anzahl derer, die sich für einen eventuellen Ernstfall wappnen möchten. Es gibt zahlreiche Internetshops, die für sehr viel Geld ganze Pakete mit Rationen und Equipment für den Ernstfall anbieten. Ich möchte hier jedoch zeigen, wie man – ohne sich gleich einen Kredit aufnehmen zu müssen – eine Bevorratung für eine gewisse Zeit ganz einfach und nebenbei anlegen kann. Dieses Kapitel soll eine Einführung in die Thematik sein.
Hier also jetzt ein paar Tipps, was man beachten sollte, wenn man sich einen Vorrat anzulegen plant:
Lebensmittel:
„Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not“ (altes Sprichwort)
Einen Lebensmittelvorrat für 14 Tage anzulegen ist keine ganz leichte Aufgabe.
(eine komplette Liste hält das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe z.B. unter www.bbk.bund.de bereit) Dies wird schon bei dem ersten Lebensmittel sehr deutlich:
Wasser / Getränke
Wasser gehört zu den Dingen, auf die wir am Schlechtesten verzichten können, die aber im Krisenfall am ehesten knapp werden würden. Trinkwasser aufzutreiben kann wirklich schwer werden, denn auch wer an Seen oder Flüssen wohnt, kann das Wasser daraus nicht ohne Weiteres direkt trinken. Verunreinigtes Wasser kann sehr leicht schlimme Krankheiten, wie z.B. starke Magen- & Darmbeschwerden auslösen und das ist das Letzte, was man in einer Ausnahmesituation gebrauchen könnte.
Wasser brauchen wir zum Trinken, aber auch zum Kochen und für die Hygiene. Allein an Trinkwasser (oder anderen trinkbaren Flüssigkeiten, wie Fruchtsäften) wird eine Menge von 2L pro Tag und Person empfohlen. Bei 2 Wochen und einem 4 Personen Haushalt sind das schon 112L, also knapp 75 Wasserflaschen á 1,5L. Das ist eine ganze Menge Platzbedarf. Die Alternative sind größere Gebinde, wie Wasserkanister. Hin und wieder bekommt man im Handel Wasser in 5L / 10L Kanistern angeboten. Diese nehmen deutlich weniger Platz weg. Für nicht ganz so spontane Krisen, könnten Faltkanister eine gute Möglichkeit sein. Diese lassen sich platzsparend leer lagern und dann bei Bedarf schnell auffüllen, solange dann noch Frischwasser da ist.
Zu beachten ist dabei, dass selbst abgefülltes Wasser nicht unendlich lange haltbar ist. Es gibt jedoch Möglichkeiten, auch dieses Wasser längere Zeit frisch zu halten. Im Campingbereich, wo auch häufiger Frischwassertanks zum Einsatz kommen, gibt es etliche Präparate, die das Wasser in solchen Behältern für längere Zeit konservieren können. Häufig kommen hier Präparate mit Silberionen zum Einsatz. Früher wurden ganz einfach einzelne Silbermünzen in den Wasserbehälter gelegt, um dieses frisch zu halten. Das kann man natürlich heute auch noch tun, wenn man grade kein anderes Mittel zur Hand hat. Die Silbermünze als solches wird in einem anderen Kapitel noch erwähnt und genauer beschrieben.
Wer den Platz, oder die Möglichkeit nicht hat, Wasser zu lagern, oder lieber anderweitig nutzen möchte, hat die Möglichkeit, sich mit dem Thema Wasserfilter auseinanderzusetzen. Es gibt handliche Filter, die wie ein Strohhalm benutzt auch dreckiges Wasser trinkbar machen können, aber diese eignen sich nur für den kurzfristigen Einsatz und stellen keine Dauerversorgung dar. Dann gibt es auch Anlagen, die Regenwasser in größerer Menge filtern und trinkbar machen können. Diese Anlagen kosten jedoch etwas mehr Geld und müssen vorher professionell installiert werden. Verunreinigtes Wasser stellt ein Problem dar, welches sich im Ernstfall mit am schwierigsten beseitigen lässt, wenn man nicht rechtzeitig vorgesorgt hat.
Entscheidend ist, wie abhängig wir vom Frischwasser sind und da macht es Sinn, sich schon rechtzeitig Gedanken zu machen. Warum stellt man nicht schon jetzt einen Teil der Wasserversorgung auf Regenwasser um? Alles was für Garten und Toilette genutzt wird, muss doch nicht unbedingt mit Trinkwasser gemacht werden. Wir haben z.B. neben den Regenwassertanks noch ein Bohrloch, aus dem wir Grundwasser für die Gartenbewässerung beziehen können.
Nahrung / Essen
Kauft man die ganzen 14 Tagesrationen auf einmal, kann das ganz schön teuer werden. Wenn man allerdings bei jedem Wocheneinkauf ein paar wenige Teile mitbringt, fällt dies fast überhaupt nicht ins Gewicht. Was kauft man denn jetzt am besten? Die wichtigste Regel ist: Haltbarkeit.
Komplette Mahlzeiten, lange haltbar, gut verpackt, bieten Konservendosen. Diese könnte man sogar – wenn es mal ganz schlimm steht – kalt und direkt aus der Dose essen. Hier darf man kaufen, was einem schmeckt. Konserven sind ungekühlt oft mehrere Jahre haltbar und sie lassen sich wunderbar stapeln. Die Dosen sollten jedoch einwandfrei, also ohne Beulen sein. Praktisch sind auch die Konserven, die sich ohne Dosenöffner öffnen lassen. Ansonsten sollte man einen funktionsfähigen Dosenöffner in der Nähe der Konserven lagern. Wer sich auf Dauer von Essen aus der Konservendose ernährt, wird sicherlich nicht verhungern, aber fördert damit nicht grade die Gesundheit. Auch für die Gemütslage ist Essen sehr entscheidend. Daher ist Abwechslung wichtig.
Trockene Nahrungsmittel, wie Nudeln und Reis bilden ebenfalls eine gute Grundlage für eine ausreichende Ernährung. Nicht ganz so einfach wird es mit dem Brot, aber auch hier gibt es extrem lange haltbare Varianten, z.B. Brot in der Dose. Insgesamt sollte man aus dem Bereich der Kohlehydrate, also „Getreide, Brot, Nudeln“, etwa 5kg pro Person für die 14 Tage einkalkulieren.
Gemüse und Hülsenfrüchte sorgen für Abwechslung und geben uns wichtige Nährstoffe. Man kann auch hier auf Konserven zurückgreifen, oder auch getrocknete Varianten lagern – dann wird natürlich auch wieder Wasser für die Zubereitung benötigt, wenn man keine trockenen Bohnen lutschen möchte. Es werden pro Person insgesamt etwa 5,6kg aus diesem Bereich empfohlen.
Obst ist wichtig, kann frisch aber nur sehr begrenzt gelagert werden. Wohl dem, der einen eigenen Garten hat, aber auch der wird im Winter eher weniger davon haben. Es gibt lagerfähiges Obst, wie z.B. Äpfel, die sich auch länger dunkel und kühl in frischer Form lagern lassen. Anderenfalls greift man auf Obst in der Dose oder im Glas zurück. Hat man eigenes Obst im Garten, kann man dies natürlich selber einwecken.
Nüsse enthalten viele wichtige Nährstoffe, wie Fette und Eiweiße und sollten auch Bestandteil des Vorrates sein. Zusammen mit dem Obst sollte man etwa 3,6kg pro Personen auf Lager haben.
Milch und Milchprodukte sind ohne Kühlung nur begrenzt lagerfähig. H-Milch jedoch ist auch ohne Kühlung länger haltbar. 3,7kg Vorrat werden für 14 Tage pro Person empfohlen.
Proteine, wie Fisch, Fleisch und Eier dürfen auf keinen Fall fehlen. Erstere gibt es wieder in Konservenform zu kaufen. Eier gibt es als Volleipulver, welches mehrere Jahre haltbar ist. 2,1kg sollte man aus diesem Bereich bevorraten.
Öle und Fette sind unter anderem zur Nahrungszubereitung erforderlich. Die hier vorgesehene Menge für 14 Tage beträgt 0,5kg pro Person.
Zusätzlich zu den überlebenswichtigen Dingen gibt es vielleicht noch andere Dinge, auf die man nicht unbedingt verzichten möchte. Zucker, Kaffee / Tee, Gebäck (Kekse, Salzstangen), Gewürze (Salz, Pfeffer,…), Mehl, Brotaufstriche (Marmelade, Schokocreme,…) – um mal ein paar Dinge zu nennen.
Wenn Sie Haustiere haben, sollten Sie auch dafür genügend Vorräte anlegen, um Ihren Hund, oder Ihre Katze für eine Weile weiterversorgen zu können.
Hygiene
Zwei oder drei Tage kann man zur Not auch mal ohne eine
Dusche und wenn es wirklich notwendig ist auch ohne Zähneputzen auskommen.
Irgendwann ist es jedoch für die Gesundheit und auch für die eigene Gemütslage
wichtig, eine ordentliche Hygiene beizubehalten. Zahnbürsten, Zahnpasta und
Seife hat man in der Regel eh für 14 Tage zuhause, aber es kann ja nicht
schaden mal eine oder zwei Tuben Zahnpasta und ein Stück Seife auf Reserve
liegen zu haben.
Etwas ernster wird es schon bei dem Thema Toilettenpapier. Auch wenn man sich
mit der sonstigen Hygiene etwas einschränken kann, so muss doch alles was an
Nahrung oben rein geht auch irgendwann wieder unten rauskommen. Toiletten- und
Küchenpapier gehören also unbedingt in den Vorrat hinein. Taschentücher können
auch aus mehreren Gründen sehr praktisch sein.
Medikamente
Wenn Sie regelmäßig auf Medikamente angewiesen sind, sollten Sie sich schon ganz selbstverständlich mit einer Ration für mindestens 14 Tage bevorraten. Danach bleibt zu hoffen, dass eine gewisse Grundversorgung durch den Staat oder Organisationen, wie das Rote Kreuz zur Verfügung stehen, sollte Ihr Vorrat mal ausgehen.
Doch auch kerngesunde Menschen benötigen dann und wann mal Medikamente, gerade in Ausnahmesituationen. (Kopf-)Schmerzen, Fieber oder Durchfall kann jeder bekommen, insbesondere, wenn die äußeren Umstände… sagen wir mal – kompliziert – sind. Im Alltag nehmen wir dann mal eben eine Tablette und schon ist alles wieder gut (oder zumindest erträglich). Das Fehlen solcher Medikamente kann dann mal ganz schnell zu einer ernsten Notlage für uns selbst, aber auch zur großen Belastung für die Menschen in unserer Umgebung werden. Dabei ist es gar nicht schwer, nicht erst bei der letzten Schmerztablette in der Packung in der Apotheke Nachschub zu kaufen, sondern rechtzeitig. So hat man immer eine kleine „Reiseapotheke“ zuhause, die man auch auf Reisen mitnehmen kann.
Gleiches gilt natürlich auch für Verbandsmaterial. Selbst kleinere Verletzungen können sich, wenn sie nicht gut genug versorgt werden, entzünden und uns damit außer Gefecht setzen. Verbände, Pflaster, Desinfektionsmittel und Co. gehören also auch irgendwo in Reichweite gelagert. Oft hat man zur Not noch ein Verbandskasten im Auto, welcher diese Dinge enthält.
Rotationsprinzip
Wenn man nicht alle paar Jahre seinen Vorrat entsorgen und wieder von vorn anfangen möchte, sollte man die einzelnen Vorräte nach Art und Haltbarkeitsdatum sortieren und die am ehesten ablaufenden Dinge regelmäßig verbrauchen und wieder ersetzen. Es spricht nichts dagegen, bei Bedarf ein Paket Nudeln aus dem Vorrat zu benutzen und beim nächsten Einkauf wieder zu ersetzen. Dabei kommt natürlich die neue Tüte nach hinten ins Regal (je nach Haltbarkeitsspanne). Mit einer Art Inventurliste hat man bald ablaufende Lebensmittel im Blick und kann diese rechtzeitig aufbrauchen.