Schnaps brennen / Moonshine (Anleitung)
ACHTUNG: Bitte Gesetze in deinem Land beachten. In Deutschland z.B. ist das Brennen und selbst der Besitz des Equipments nicht erlaubt!
Bevor ich hier beschreibe, wie man selber Schnaps herstellen / brennen kann, möchte ich noch ein paar Worte zu dem „Warum“ schreiben, denn wir können heute für wenig Geld hochwertige Spirituosen überall erwerben.
Zunächst einmal ist es toll, auf der nächsten Familienfeier den selbst hergestellten Himbeergeist oder Obstler anzubieten und sich seine eigenen Kreationen auszudenken. Der Prozess der Herstellung ist sehr interessant und variiert von sehr einfach bis sehr schwer. Insgesamt also schon mal ein spannendes Hobby.
Alkohol gehört, wie auch Tabak, zu den Genuss- und Rauschmitteln. Schauen wir nun mal ein paar Jahre in der Geschichte zurück (Stichwort „Prohibition“), oder einfach in andere Länder dieser Welt, so sehen wir, dass der Zugang zu Alkohol nicht überall und immer so leicht war, wie hierzulande im Moment. Wenn man sich nun vorstellt, dass es irgendwann mal wieder zu solch einer Situation kommen könnte, so sind diejenigen Menschen sicherlich im Vorteil, die für sich, oder auch für andere, Alkohol herstellen können. Man könnte sich sogar vorstellen, dass Alkohol in Krisenzeiten als Tauschmittel für Nahrung, Wasser und Gefälligkeiten dienen könnte.
Bevor man sich aber jetzt nach der Lektüre dieses Kapitels aufmacht, um selber Schnaps zu brennen, sei gesagt: Nicht in jedem Land ist Schnaps brennen erlaubt. In Deutschland zum Beispiel gilt zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Textes, dass das private Schnapsbrennen nicht erlaubt ist. Österreich und Schweiz haben jeweils andere Bestimmungen. Erkundigen Sie sich also vorher, was für Gesetze diesbezüglich in ihrem Land gelten.
Prinzipiell ist die Herstellung von Alkohol kein Hexenwerk. Die schwierigste Arbeit übernehmen dabei die Hefepilze für uns: Diese wandeln Zucker in reinen Alkohol um. Alles was wir also zu tun haben ist, eine Lösung aus Wasser und Zucker herzustellen und diese dann mit Hefe gären zu lassen. Zur Not funktioniert sogar reine Backhefe, lediglich der Geschmack und die Ausbeute sind nicht ganz so optimal.
Möchte man hingegen einen Schnaps herstellen, der auch einen gewissen Geschmack aufweist, benutzt man statt Zuckerwasser eben Früchte, verarbeitet diese zu Saft oder Fruchtbrei und lässt diese „Maische“ vergären. Oft genügt es sogar, die Maische ohne Hefe vergären zu lassen, denn auf den Früchten befinden sich schon natürliche Hefepilze, die dann die Arbeit übernehmen können. Hat man jedoch die Möglichkeit spezielle Hefen zu bekommen (im Normalfall bekommt man die z.B. im Reformhaus oder im Internet), ist sowohl die Ausbeute hinterher besser und auch das Risiko von Fehlgärungen (z.B. zu Essig) und Schimmel sinken dann deutlich. Je nach Hefeart können Alkoholkonzentrationen bis 20% erreicht werden. Um der Gärung optimale Bedingungen zu bieten, lässt man die Maische in einem luftdichten Behälter mit Gärröhrchen gären. Das dabei entstehende CO2 Gas kann dadurch entweichen und es gelangt keine Luft von außen an die Maische.
Am Ende der Gärung hat man im Prinzip einen Wein hergestellt, der natürlich auch so schon trinkbar ist. Man kann dazu alle verfügbaren Obstsorten benutzen – je süßer und reifer, desto besser. Getreide, wie Korn, Kartoffeln, oder Reis, funktionieren auch. Allerdings muss man dazu vor der Gärung die Stärke in Zucker spalten. Wie das geht, beschreibe ich im Kapitel „Bier brauen“.
Nun folgt der eigentliche Brennvorgang – die Destillation. Bei einer Destillation trennt man mehrere flüssige Bestandteile mit unterschiedlichen Siedetemperaturen voneinander. In unserem Fall sind dies Alkohol und Wasser. Ethanol (also Trinkalkohol) siedet bei einer Temperatur von etwa 78°C. Methanol etwas eher und Wasser bekanntlich bei 100°C. Fängt man diese Bestandteile nun getrennt voneinander auf, haben wir unser Ziel schon erreicht und reinen Alkohol produziert.
Wie fängt man die einzelnen Bestandteile nun also auf? Indem man die heißen Dämpfe, die beim Erhitzen entstehen, durch einen Kühler leitet und dadurch wieder flüssig macht und auffängt. Die einfachste Destille besteht also aus einem Topf mit Deckel, aus dem oben ein Schlauch führt. Der Schlauch wiederum wird, zum Beispiel als Spirale, durch einen Eimer mit kaltem Wasser geführt.
Bessere Destillen Modelle bestehen häufig (zum Teil) aus Kupfer, weil dieses Material zum einen gute Wärmeleitfähigkeit besitzt und zweitens unliebsame Stoffe binden und umwandeln kann. Weitere mögliche Materialien sind Edelstahl oder Glas. Besonderen Wert sollte man beim Selbstbau einer Destille auf die Dichtigkeit des Systems legen. Beim Kochen entsteht Dampf, der zum Teil aus hochprozentigem Alkohol besteht. Verlässt dieser unkontrolliert die Destille – am besten noch in der Nähe einer Flamme – könnte es sehr schnell vorbei sein mit dem Schnaps brennen. Das gäbe mit Sicherheit einen ganz schönen Knall.
Eine sehr sinnvolle Einrichtung an einer Destille ist das Thermometer, welches im Idealfall an der Stelle angebracht werden sollte, wo der Dampf aus dem Topf in den Kühler gelangt, und zwar an der höchsten Stelle. Eine richtige Destille besteht also aus dem Brennraum (Topf), einem Steigrohr (führt aus dem Topf nach oben), einem Thermometer an der höchsten Stelle des Steigrohres, dem Geistrohr (der Teil des Rohres, der nach dem Steigrohr wieder nach unten führt) und dem Kühler, in den das Geistrohr mündet.
Als Kühler eignet sich entweder eine Kühlspirale, die durch kühles Wasser geführt wird, oder ein Gegenstrom- / Liebigkühler, bei dem das Geistrohr mit einem dickeren Rohr ummantelt wird und durch den Spalt zwischen den beiden Rohren wird Wasser geleitet. Erstere Variante ist leichter unter schwierigen Bedingungen zu realisieren, aber der Liebigkühler ist effektiver, benötigt jedoch Wasserdruck – entweder durch eine Pumpe, oder durch Leitungswasser und ist dadurch schwieriger zu realisieren.
Füllt man jetzt die alkoholhaltige Flüssigkeit (Wein, Maische,…) in den Topf und erhitzt diese, steigt die Temperatur der Flüssigkeit nach und nach an. Ab ungefähr 64°C beginnen erste Bestandteile aus der Maische – der sogenannte Vorlauf (Ethanol) – zu verdampfen. Der heiße Ethanoldampf steigt hoch, durch den Schlauch, kühlt darin wieder ab, kondensiert (wird wieder flüssig) und tropft am Ende des Schlauchs heraus. Dort wird der Vorlauf dann aufgefangen. Dieser Vorlauf ist übrigens nicht trinkbar und würde sogar gesundheitliche Schäden hervorrufen, wenn man davon eine größere Menge zu sich nehmen würde. Wir fangen ihn trotzdem auf, denn er brennt sehr gut und eignet sich zum reinigen, etc… Den Vorlauf erkennt man übrigens auch sehr gut an seinem Geruch nach Klebstoff. Falls man kein Thermometer zur Hand hat, genügt auch eine gesunde Nase, um die einzelnen Phasen der Destillation voneinander zu trennen. Nicht jede Maische hat einen Vorlauf Anteil.
Ist das gesamte Methanol verdampft und bei uns im Auffangglas (das Destillat riecht ab jetzt nicht mehr nach Klebstoff / Lösungsmittel), steigt die Temperatur der Maische langsam weiter in Richtung 78°C. Hier beginnt der Siedepunkt vom Trinkalkohol (Ethanol). Alles was nun aus dem Schlauch kommt ist trinkbarer Alkohol (mit Wasser). Je nach Alkoholgehalt in der Ausgangsmaische kann der Alkoholgehalt sehr hoch sein, so dass er später wieder auf Trinkstärke verdünnt werden muss.
Nach und nach nimmt der Alkoholgehalt in der Maische und im Destillat ab. Irgendwann ist der Punkt erreicht (hat man ein Thermometer, liegt dieser Punkt bei etwas über 90°C) und es beginnt der Nachlauf. Dieser ist zwar nicht giftig, enthält aber häufig Bitterstoffe und andere unangenehm schmeckende Aromen. Der Alkoholgehalt ist nun so gering, dass man den Rest nicht mehr verwenden sollte. Man könnte den Nachlauf sammeln und zu einem späteren Brand wieder hinzufügen.
Wenn das Ergebnis der Destillation zufriedenstellend ist, kann man den entstandenen Schnaps abfüllen und trinken. Evtl. muss man ihn sogar erst noch auf eine trinkbare Stärke verdünnen. Dazu eignet sich prinzipiell jede trinkbare Flüssigkeit. Möchte man ein auch dauerhaft ästhetisch gutes Ergebnis haben, benutzt man zum Verdünnen destilliertes Wasser. Leitungswasser würde nach kurzer Zeit ausflocken und das sieht dann nicht mehr so gut aus. Destilliertes Wasser können Sie in Ihrer Destille natürlich auch selber herstellen.
Ist der Alkoholgehalt im Destillat wesentlich unter 40% Alkoholgehalt, kann man den Brennvorgang damit wiederholen und erhält dann einen sehr hochprozentigen und sauberen Schnaps, der auf jeden Fall verdünnt werden muss. Beim zweiten Brennvorgang sollte man den zuvor schon einmal gebrannten Schnaps auf etwa 20% verdünnen und dann erneut brennen.
Manche Schnäpse sollten nach dem Abfüllen noch ein paar Monate gelagert werden, damit sich das Aroma richtig entfaltet und die unangenehmeren und scharfen Aromen abgebaut werden.
Noch ein paar Worte zum Equipment:
Ein Schnellkochtopf eignet sich hervorragend zum Bau einer Brennblase. Er ist dicht und hat dort, wo das Ventil sonst sitzt, ein schönes Loch für den Anschluss an das Steigrohr zum Kühler.
Hat man einen Baumarkt verfügbar, kann man sich mit wenig Aufwand aus verschiedenen Kupferrohren und Fittingen einen Liebigkühler zusammen löten, der ewig hält. Ein Kühler lässt sich aber auch mit etwas Phantasie auf tausend andere Arten improvisieren. Als Wärmequelle eignet sich ein Gasbrenner am besten, weil er gut regulierbar ist und genug Energie besitzt. Der Küchenherd würde auch funktionieren (Strom vorausgesetzt), aber das ganze Equipment, die Dämpfe und das Kühlwasser möchte man nicht in der Küche haben. Wer sich bei Zeiten einen Hockerkocher besorgt, hat mit Sicherheit für die Zukunft richtig investiert.
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